GELDWÄSCHEGESETZ: Anwälte sind gefordert

von Dr. Markus Hülper, Rechtsanwalt

 

Mit dem Geldwäschegesetz (GwG) soll die Finanzkriminalität bekämpft und die Integrität des Finanzsystems geschützt werden. Besonders herausfordernd ist das Gesetz für Rechtsanwälte, die beruflich mit vielfältigen finanziellen Transaktionen konfrontiert sind. Das Geldwäschegesetz bringt für sie neue Pflichten und Herausforderungen – einschließlich KYC-Prüfungen (Know Your Customer) und Risikoanalysen.

 

Das Geldwäschegesetz wurde eingeführt, um Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu verhindern. Es verpflichtet bestimmte Berufsgruppen, darunter auch Rechtsanwälte, Maßnahmen zur Prävention zu ergreifen. Das Gesetz basiert auf internationalen Standards, insbesondere den Empfehlungen der Financial Action Task Force (FATF), und wurde mehrfach an neue Bedrohungen und Entwicklungen angepasst.

  

Pflichten von Rechtsanwälten nach dem Geldwäschegesetz

Rechtsanwälte sind nach dem Geldwäschegesetz verpflichtet, bestimmte Maßnahmen zu ergreifen, um Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu verhindern. Zu den wichtigsten Pflichten gehören:

 

  1. Identifizierungspflicht: Rechtsanwälte müssen ihre Mandanten identifizieren, wenn sie bestimmte Dienstleistungen erbringen, wie die Beratung beim Kauf oder Verkauf von Immobilien, die Verwaltung von Geld, Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten sowie bei der Gründung, dem Betrieb oder der Verwaltung von Unternehmen.

 

  1. KYC-Prüfungen (Know Your Customer): Im Rahmen der Identifizierungspflicht müssen Rechtsanwälte detaillierte Informationen über ihre Mandanten einholen und überprüfen. Die KYC-Prüfungen umfassen die Feststellung und Überprüfung der Identität des Mandanten sowie die Ermittlung des wirtschaftlich Berechtigten. Dies dient dazu, die Hintergründe der Mandanten und deren Transaktionen besser zu verstehen und potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen.

 

  1. Verdachtsmeldepflicht: Wenn ein Rechtsanwalt den Verdacht hat, dass eine Transaktion mit Geldwäsche oder Terrorismusfinanzierung in Verbindung steht, muss er dies der zuständigen Behörde melden. Diese Pflicht besteht unabhängig davon, ob die Transaktion tatsächlich durchgeführt wird oder nicht.

 

  1. Aufbewahrungspflicht: Rechtsanwälte müssen die erhobenen Informationen und Unterlagen zur Identifizierung ihrer Mandanten sowie die Dokumentation von Transaktionen mindestens fünf Jahre lang aufbewahren.

 

  1. Risikomanagement: Rechtsanwälte sind verpflichtet, ein Risikomanagementsystem zu implementieren, um die Risiken der Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu erkennen und zu minimieren. Dies umfasst die Durchführung einer Risikoanalyse und die Implementierung entsprechender interner Sicherungsmaßnahmen.

  

Die Risikoanalyse: Was gilt es zu tun?

Die Risikoanalyse ist ein zentraler Bestandteil des Risikomanagementsystems. Sie hilft Rechtsanwälten, die spezifischen Risiken ihrer Tätigkeit zu identifizieren und geeignete Maßnahmen zur Risikominderung zu ergreifen. Die wesentlichen Schritte der Geldwäsche-Risikoanalyse sind:

 

  • Erfassung der Risiken: Zunächst müssen alle potenziellen Risiken, die in Verbindung mit Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung stehen, identifiziert werden. Dazu gehören Risiken, die sich aus der Art der Dienstleistungen, der Art der Mandanten, der Herkunft der Gelder und den geografischen Regionen ergeben.

 

  • Bewertung der Risiken: Die identifizierten Risiken müssen bewertet werden, um ihre Bedeutung und das potenzielle Schadensausmaß zu bestimmen. Dabei wird berücksichtigt, wie wahrscheinlich das Auftreten des Risikos ist und welche Folgen es haben könnte.

 

  • Kategorisierung der Risiken: Die bewerteten Risiken werden in verschiedene Kategorien eingeteilt, um Prioritäten für die Risikominderungsmaßnahmen festzulegen. Häufige Kategorien sind geringes, mittleres und hohes Risiko.

 

  • Ergreifung von Maßnahmen: Basierend auf der Kategorisierung der Risiken müssen angemessene Maßnahmen zur Risikominderung ergriffen werden. Dies kann die Einführung zusätzlicher Kontrollen, verstärkte KYC-Prüfungen bei Hochrisiko-Mandanten oder spezifische Schulungen für Mitarbeiter umfassen.

 

  • Überwachung und Überprüfung: Die Wirksamkeit der ergriffenen Maßnahmen muss regelmäßig überwacht und überprüft werden. Dies stellt sicher, dass die Risikominderungsmaßnahmen weiterhin angemessen und wirksam sind und dass neue Risiken frühzeitig erkannt werden.

  

Geldwäschegesetz: Die Herausforderungen für Rechtsanwälte

Die Einhaltung der Vorgaben des Geldwäschegesetzes stellt Rechtsanwälte vor verschiedene Herausforderungen:

 

  1. Vertraulichkeit und Berufsethik: Rechtsanwälte unterliegen einer besonderen Verschwiegenheitspflicht gegenüber ihren Mandanten. Diese kann in Konflikt mit der Verpflichtung zur Verdachtsmeldung geraten. Das Gesetz sieht allerdings Ausnahmen vor, um die anwaltliche Schweigepflicht zu wahren.
  1. Verwaltungsaufwand: Die Identifizierungspflichten, die Durchführung von KYC-Prüfungen und die Notwendigkeit zur Durchführung einer umfassenden Risikoanalyse sowie die Dokumentation und Aufbewahrung von Unterlagen bedeuten einen erheblichen Mehraufwand für Rechtsanwälte. Dies kann besonders für kleinere Kanzleien eine Belastung darstellen.
  1. Rechtssicherheit: Die Auslegung und Anwendung der Bestimmungen des Geldwäschegesetzes sind nicht immer eindeutig. Rechtsanwälte müssen sich kontinuierlich über gesetzliche Änderungen und neue Entwicklungen informieren, um rechtssicher handeln zu können.

Ja zur Risikoanalyse: Vorteile der Compliance

So herausfordernd die GwG-Vorgaben auch sind: Kanzleien profitieren von einer umfassenden Risikoanalyse und einem daraus abgeleiteten Risikomanagement:

 

  • Reputation und Vertrauen: Die Befolgung der gesetzlichen Vorgaben stärkt die Reputation der Kanzlei und das Vertrauen der Mandanten. Sie zeigt, dass die Kanzlei hohe ethische Standards einhält und zur Prävention von Finanzkriminalität beiträgt.

 

  • Risikominimierung: Durch die Implementierung eines Risikomanagementsystems, durch gründliche KYC-Prüfungen und eine umfassende Risikoanalyse können Rechtsanwälte das Risiko minimieren, ungewollt in kriminelle Aktivitäten verwickelt zu werden. Dies schützt nicht nur die Kanzlei, sondern auch die Mandanten vor rechtlichen Konsequenzen.

Compliance vs. Verschwiegenheitspflicht?

Das Geldwäschegesetz stellt Rechtsanwälte vor erhebliche Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Compliance-Anforderungen und beruflicher Verschwiegenheitspflicht. Dennoch sind die Maßnahmen zur Prävention von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung unerlässlich, um die Integrität des Finanzsystems zu schützen. Durch die Implementierung geeigneter Risikomanagementsysteme, kontinuierliche Weiterbildung, KYC-Prüfungen und eine sorgfältige Risikoanalyse erfüllen Rechtsanwälte ihre Pflichten und stärken gleichzeitig das Vertrauen ihrer Mandanten.

 

Clarius.Legal unterstützt Kanzleien und Unternehmen bei der Erfüllung ihrer Verpflichtungen. Über unser Tool zur Geldwäscheprävention erstellen wir fundierte Risikoanalysen. Unsere erfahrenen Compliance-Experten helfen bei der Umsetzung der internen Prozesse und führen umfassende KYC-Prüfungen durch.

Wenn Sie mehr über unsere Leistungen erfahren möchten, kontaktieren Sie uns gerne.

Ihr persönlicher Kontakt

Matthias SchulzSenior Sales Manager

Diese Artikel könnten Sie ebenfalls interessieren

arbeitssicherheit
Effizienter dank digitaler Arbeitsschutz-Management-Systeme
Mehr erfahren
Legal Tech
Neue Tools erleichtern die Geldwäscheprävention für Anwälte
Mehr erfahren